Wie Jürgen Vogel zum Indie-Rocker wurde
Die Hansen Band ist ein Beispiel dafür, welche Dynamik den Künsten inne wohnt. Im Jahr 2003 erhielt Schauspieler Jürgen Vogel im Zuge eines Filmengagements 26 CDs, aus denen er eine Musikrichtung wählen sollte. Im Film „Keine Lieder über Liebe“ sollte Vogel die Rolle von Musiker Hansen besetzen und über die 26 CDs eine Musikrichtung für die fiktive Hansen Band festlegen, die ihm als Hauptdarsteller die Identifikation mit seinem Filmcharakter erleichtern würde. Vogel entschied sich für zwei Alben. Eines davon war das damals aktuelle Album von Hamburger Rock-Band Kettcar. Das zweite war das Album der Hamburger Indie-Rocker Tomte. Deutschsprachiger Indie-Rock sollte es also sein. Aber Jürgen Vogel wäre nicht Jürgen Vogel, hätte er seine Rollenvorbereitung mit dieser Musikauswahl abgeschlossen. Als er 2006 für Sönke Wortmanns Drama „Der Freie Wille“ einen Triebtäter darstellen soll, trifft er sich mit Tätern, Opfern und Psychiatern, um ganz in seine Rolle einzutauchen. Erfahrung ist alles. Für „Keine Lieder über Liebe“ geht Jürgen Vogel daher sogar noch ein Stück weiter. Er taucht damals nicht nur in das Musikerleben ein, sondern entscheidet sich dazu, es selbst erleben zu wollen. Im Jahr 2003 nimmt die Produktionsfirma des Filmes daher auf seinen Wunsch hin Kontakt zum Hamburger Label Grand Hotel Van Cleef auf, wo sowohl Tomte als auch Kettcar unter Vertrag sind. Jürgen Vogel möchte die Musiker kennenlernen und ihnen das Filmprojekt vorstellen. Aus diesem Kennenlernen wird aber etwas mehr, denn zusammen mit den Gitarristen Thees Uhlmann von Tomte und Marcus Wiebusch von Kettcar, sowie Reimer Bustorff, Max Schröder und Felix Gebhardt gründet Jürgen Vogel die „Hansen Band“ und nimmt als Soundtrack für das anstehende Filmprojekt ganze zehn Lieder auf.
Die Hansen-Band im Film – alternativ, kreativ, philosophisch und authentisch
Neben dem titelgebenden Lied „Keine Lieder über Liebe“ enthält der spätere Soundtrack zum Film Songs wie „Strand“, „Junger Hund“, „Kreisen“, „18. Stock“, oder „Kamera“, „Sinkflug“ und „Frankreich“. Bekanntheit erfreuen sich vor und während der Filmveröffentlichung außerdem die Lieder „Alles teilen“ und „Baby Melancholie“. Ihnen allen ist ein alternativer und kreativer, fast philosophischer Text gemein, der treffsicher auf emotionalisierende Stilmittel, wie Synästhesien setzt. „Was schmeckt hat recht und bleibt der Biss. Es tut nicht weh, wenn er nicht wirklich ist.“, heißt es in „Keine Lieder über Liebe“. „Dies sind nur die kranken Kreise hier. Komische Ellipsen, die wir ziehen.“, so lautet eine Textstelle aus „Kreisen“. Mit „Strand“ versetzt die Hansen-Band ihr Publikum sogar durch Zeit und Raum zurück in die unbeschwerte Kindheit. „Vielleicht ist es manchmal falsch, gelassen zu bleiben. Vielleicht ist es aber auch falsch, sich so zu entscheiden.“, heißt es darin, „Aber als wir zusammen nicht aufgaben: Wir waren so stolz. Kein blödes „Na und“ und kein leichtes „Was soll’s“. Gemeinsamkeit aller Texte und Lieder des Hansen-Band-Soundtrack war eine Authentizität, die später auch den halbdokumentarischen Spielfilm prägte. Mit der Filmveröffentlichung hätte es gut sein können. War es aber nicht. Die Band begibt sich auf „die Suche nach DEM Song, der alles erklärt. Als Musik, als Text.“, so heißt es von Seiten des Labels. Im Spätsommer des Jahres 2005 erscheinen die Singles „Baby Melancholie“ und „Kamera“. Als das Album erscheint, hält es sich für drei Wochen auf Platz 40 der deutschen Charts. Wie es sich für eine echte Band gehört, geht auch die Hansen-Band schließlich auf Tournee. Ein Kamerateam begleitet die Konzerte, da das authentische Filmmaterial die Basis für den Spielfilm bilden soll, der die Hansen-Band erst ins Leben gerufen hat. Auch der Film erscheint noch 2005.
Die Hamburger Indie-Rockband nach „Keine Lieder über Liebe“
Im Dezember 2005 ist die Hansen-Band im Bürgerhaus Stollwerck bei ihrem plangemäß letzten Gig zu sehen. Plangemäß ist gut, außer Plan ist besser. Die Hansen-Band löst sich schließlich von dem Film los, für den sie gegründet wurde und tritt 2007 dreimal auf dem Fest-van-Cleef-Festival auf. Neue Veröffentlichungen werden von der Band verneint. Der letzte ihrer drei Festival-Auftritte soll ihr letzter Auftritt überhaupt werden. Die Dynamik, die Künsten von sich aus inne wohnt, vereint die Männer 2012 dennoch zu einem weiteren Gig. Auf dem 10-jährigen Jubiläum ihrer Plattenfirma, spielt die Hansen-Band nach fünf Jahren ihr letztes Konzert. Bis jetzt, aber obwohl Zukunftsprojekte und -konzerte dementiert werden, ist die Zukunft eine offener Ort. Dass Jürgen Vogel gerne überrascht, ist lange bekannt.
Weblinks zur Hansen Band
- Die Hansen Band beim Independent-Label Grand Hotel van Cleef
- Offizielle Website zum Film „Keine Lieder über Liebe“
- SPIEGEL ONLINE-Interview mit Jürgen Vogel
- Wikipedia-Eintrag der Hansen Band
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